Herrn Fricke lernte ich über eine Kontaktaufnahme per Telefon kennen. Über seinen Physiotherapeuten, den ich als Kunden betreue, hatte er meine Kontaktdaten erhalten. Dem Anliegen, seine bisherige sehr textlastige Homepage ansprechender und professioneller zu gestalten bin ich gerne nachgekommen – zusammen mit meinem Partner Frank Lehmann, der die Programmierung übernommen hat. Aus dem Optimierungswunsch wurde schnell ein ganz neues Homepageprojekt. Seinen Wunsch, behinderte und nicht behinderte Menschen zum Kontakt und Austausch zu bewegen, unterstütze ich gerne.
Durch seine Beiträge habe ich einen ersten Einblick in seine Welt als behinderter Mensch erhalten. Man bekommt eine ganz andere Perspektive, eine mit der man sich im Alltag nicht auseinander setzt, weil man nicht damit konfrontiert ist. Natürlich gibt es auch in unserem Umfeld behinderte Menschen, aber einen direkten Umgang hat man dennoch nicht mit ihnen. Eine gute Freundin meiner Tochter hat einen jüngeren Bruder mit Downsyndrom, den ich bei der Abholung meiner Tochter das ein oder andere mal an der Tür getroffen habe. Dabei war es fast immer fröhlich und kontaktfreudig. Er kann aber auch ganz schön laut sein, wie ich bei einem Elternabend in der Schule festgestellt habe, als er wegen fehlender Betreuung mitgenommen wurde. Aber auch das gehört dazu, denn behinderte Menschen verhalten sich mitunter anders, als man es von Menschen ohne Behinderung gewohnt ist – und dafür sollte jeder Verständnis haben.
Mein Mann fährt, zusammen mit einem Kollegen, behinderte Kinder zur Förderschule und holt sie nach Schulschluss wieder nach Hause. Die Behinderungen sind dabei ganz unterschiedlich. Manche kann man leider gar nicht wirklich erreichen – man weiß nicht, was sie von ihrer Umwelt mitbekommen oder was nicht. Und mit anderen kann man sich gut austauschen und viel Spaß dabei haben. Er hat seine Buskinder auf jeden Fall sehr gerne.
Bei Herrn Fricke und seiner Geschichte über die „Heiratsschwindlerin“ fragt man sich, wie tief muss jemand sinken, um eine benachteiligte Person auf diese Weise hereinzulegen. Aber leider gibt es auch solche Menschen, Eine ganz andere Herausforderung sind Reisen für behinderte Menschen. Um so bewundernswerter ist es, dass sich Herr Fricke so selbstständig auf den Weg macht und sich auch durch kleine Komplikationen nicht aus der Bahn werfen lässt, sondern das Beste daraus macht.
In unserer geschäftlichen Zusammenarbeit habe ich Herrn Fricke als freundlichen, begeisterungsfähigen und dankbaren Menschen kennengelernt. Er weiß, wann er seinen Betreuer einbinden sollte und das ist auch gut so, damit man seine offenen Art nicht ausnutzt – und das ist ein beruhigendes Gefühl. Bei seiner Behinderung, einer Spastik, musste ich erst einmal googeln. Den Namen kannte ich, wusste aber nicht, was es bedeutet. Spastik bedeutet übersetzt Krampf. Aus medizinischer Sicht handelt es sich um eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung (auch Muskeltonus bezeichnet), die durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS) hervorgerufen wird. Daher stelle ich mir das ganze als einen dauerhaften, mehr oder weniger starken Muskelkrampf vor, der einen etwas steif und unbeweglich macht – was auf Dauer echt unangenehm sein muss. Während des Homepageprojektes wurde er durch schwere Rückenschmerzen außer Gefecht gesetzt – vielleicht eine Folge der Muskelspannungen. Im Telefongespräch habe ich ihn anfangs nicht so deutlich verstanden, aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, verlief das Gespräch gut. Persönlich habe ich Herrn Fricke noch nicht kennengelernt, aber als ich sein Facebook-Foto mit den Dreadlocks gesehen habe, dachte ich „er sieht aus wie ein coole Socke“, wenn man das so sagen darf.
Für das Homepageprojekt „ganz normal behindert“ wünsche ich Herrn Fricke viel Erfolg und eine rege Beteiligung möglichst vieler Mitmenschen. Es kostet wirklich nicht viel anderen eine Freude zu machen, man muss es nur tun!