Meine Erfahrungen in einer Heavy Metal Kneipe

Vor ca. 3 Jahren habe ich in einer Heavy Metal Kneipe hier in Euskirchen unentgeltlich gearbeitet. Ich muss gestehen, dass ich zuvor noch nie etwas von Heavy Metal gehört hatte und ich war schwer begeistert von der Musik und dass die Menschen dort so offen und tolerant waren. Von diesem Augenblick an habe ich meine Haare wachsen lassen und besuchte diese Kneipe jeden Freitag und Samstag. Oft blieb ich bis 4:00 oder 6:00 Uhr morgens. Ich kaufte nach und nach schwarze Kleidung.

Nach ein paar Besuchen fragte ich den Betreiber, ob ich mal versuchen könnte hinter der Theke zu arbeiten und er sagte ja. Sogleich konnte ich hinter der Theke stehen und Gläser spülen. Ich bekam einen Thekenhocker an das Spülbecken platziert, damit ich mich zwischendurch mal hinsetzen konnte. Von diesem Zeitpunkt an war ich jeden Freitag und Samstag hinter der Theke und ich wurde in das Team aufgenommen. Nach und nach übernahm ich die komplette Theke.

Der Betreiber kam öfters zu mir nach Hause um vor allem an meinem PC diverse Dinge für den Betrieb zu erstellen und wir machten auch ein paar Ausflüge außerhalb des Betriebs. Ich war richtig stolz, in so einer Gemeinschaft zu sein. Vor allem fand ich es sehr beeindruckend, dass einige Damen, wenn diese die Kneipe betraten, ihren ersten Weg zu mir machten und mir zur Begrüßung um den Hals sprangen und erst danach wurden die anderen begrüßt. All die Jahre zuvor sagte man mir, wenn ein Schwerbehinderter wie ich anwesend ist, kommen keine Gäste. Und jetzt war das Gegenteil eingetreten.

Dort habe ich u. a. erfahren, dass die Kassen zum Monatsanfang ordentlich klingeln und trotzdem war der Betreiber öfters knapp bei Kasse. Da ich aber merkte, dass diese Kneipe mehr als das war, nämlich ein zu Hause, schoss ich immer wieder etwas Geld bei, in der Hoffnung, dass diese Kneipe nicht stirbt, weil diese Kneipe etwas Besonderes war. Nach ca. 2 Jahren übernahm ein neuer Betreiber zusammen mit seiner Familie diese Kneipe in einer sehr feindlichen Aktion. Dabei hätte der bisherige Betreiber der Kneipe diese gerne weiter gepachtet. Nach einer schlimmeren Zerreißprobe und hin und her blieb ich beim neuen Betreiber. Dieser wandelte das Ganze in einen angeblichen Verein um und ich wurde der 2. Vorsitzende. Er schärfte mir ein, dass er oder ich unbedingt anwesend sein müssten, sonst würde das Ganze zu Grunde gehen und ich sollte mein Geld bei mir halten. In meiner Abwesenheit sagt er das Gegenteil. Viele Stunden verbrachte ich unentgeltlich in der Kneipe, so dass ich manchmal zu müde für meine eigentliche Arbeit war. Der neue Betreiber war dafür selten da. Dann wurde ich aufgefordert 2.000 Euro zu einem Teil der Musikanlage beizusteuern. Dafür sollte ich von seiner Frau eine Spendenquittung erhalten. Diese habe ich nie bekommen. Dabei war ich so glücklich und hatte u. a. meinen Geburtstag mit einem selbst gemachten Buffet seiner Frau gefeiert und trotzdem wird man nur belogen.

Mit dem jüngsten Sohn des 2. Betreibers fuhr ich sogar nach Wacken auf das größte Open Air Heavy Metal Festival Europas mit der Bahn. Dort habe ich auch noch etwas für mich sensationelles erlebt. Ein riesiges Baugerüst, dass durch Gerüstbretter so stabil war, das es sogar mit Elektrorollstühlen rauf und runter befahren werden konnte. Das Ganze war hinter dem eigentlichen Publikum aufgebaut. So, dass man von dieser Tribüne restlos alles im Blick hatte. Ehrlich gesagt verschlug es mir die Sprache. Trotz dieser Menschenmassen konnte man sich zu 100 % sicher sein und das ganze genießen, ohne in Gefahr zu geraten platt getreten zu werden. Umso fassungsloser war ich darüber, dass sich einer beim Bürgermeister darüber beschwert hatte, dieses sei so Ausgrenzung von Behinderten und seitdem wird dieses an einer anderen Stelle platziert. Nur frage ich, was daran vorteilhafter ist, wenn man längere Wege zur Toilette u. ä. hat? Ich kann dieses nicht nachvollziehen.

Offensichtlich muss man solche Sachen, wie das mit der Kneipe, über einen Rechtsanwalt oder Notar regeln, sonst ist man immer der Depp. Privat bin ich jetzt fast immer allein und frage mich, wie kann man Menschen vertrauen bzw. kennenlernen? Ich hab’s aufgegeben.